Ist meine Website barrierefrei? – Tools, Tests und einfache Maßnahmen

Barrierefreiheit auf Webseiten - Beitragsbild

Inhaltsverzeichnis

Barrierefreie Websites werden ab 2025 für viele zur Pflicht. Für Selbständige und Unternehmen klingt das nach einem unüberwindbaren Spezialthema – mit technischen Hürden, rechtlichen Pflichten und jeder Menge Unsicherheit. Aber in Wahrheit beginnt Barrierefreiheit oft ganz einfach: mit dem eigenen Blick auf die eigene Website.

Denn wer eine Website betreibt – ob als Coach, Kreative:r, Dienstleister:in oder Shop-Betreiber:in – sollte sich mindestens einmal fragen:


Ist meine Website barrierefrei? Können wirklich alle Menschen mein Angebot nutzen?

Die gute Nachricht: Du musst kein Technikprofi sein, um erste Antworten auf diese Frage zu finden. In diesem Artikel zeige ich dir:

  • wie du mit einfachen Fragen und Selbsttests erkennst, ob deine Website die Kriterien der Barrierefreiheit erfüllt
  • welche kostenlosen Tools dir helfen, Barrieren aufzudecken
  • welche Maßnahmen du sofort selbst umsetzen kannst, um deine Website barrierefrei zu gestalten
  • und wann es sinnvoll ist, dir Unterstützung zu holen

Barrierefreiheit von Websites ist kein Alles-oder-nichts-Thema. Jeder Schritt zählt – und du kannst heute damit anfangen.

Barrierefreiheits-Test für deine Website

Bevor du Tools installierst oder Berichte analysierst, kannst du schon mit ein paar einfachen Fragen herausfinden, wo auf deiner Website mögliche Barrieren lauern. Diese erste Selbsteinschätzung erfordert keinerlei technisches Wissen – nur einen bewussten Perspektivwechsel.

Stell dir vor, du …

  • kannst nicht gut gucken: Ist der Text groß genug? Sind die Farben kontrastreich?
  • kannst keine Maus benutzen: Kommst du mit der Tabulatortaste durch die Seite?
  • nutzt ein Screenreader-Tool: Erschließt sich dir, worum es auf der Seite geht – ohne visuelle Orientierung?
  • hast Konzentrationsprobleme oder bist in Eile: Findest du schnell, was du suchst?

Mini-Test: Bediene deine Website nur mit der Tastatur

  1. Öffne deine Startseite.
  2. Drücke die Tab-Taste auf deiner Tastatur.
  3. Wandere so von Link zu Link oder Button zu Button – ohne Maus.
  4. Wird deutlich markiert, welches Element gerade aktiv ist?

Wird deutlich, welches Element gerade aktiv ist?

Kommst du an alle Menüpunkte, Formularfelder, Buttons, ohne die Maus zu benutzen?

Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen „Nein“ lautet, liegt hier eine potenzielle Barriere vor.

Weitere Selbstchecks ohne Technik:

  • Ist der Text auf dem Smartphone gut lesbar?
    → Test: Öffne deine Website auf deinem Handy oder simuliere ein kleines Fenster auf dem Desktop.
  • Sind klickbare Elemente klar als solche erkennbar?
    → z. B. Buttons, Links, Icons – ist klar, dass man sie anklicken kann?
  • Gibt es klare Überschriften und Absätze?
    → Ein Screenreader kann nur vorlesen, was strukturiert ist.

Dieser erste Eindruck ist oft schon sehr aufschlussreich – und zeigt dir, wo du hinschauen solltest, bevor du tiefer einsteigst.

Barrierefreiheit testen mit kostenlosen Tools

Nachdem du einen ersten Eindruck mit deinem eigenen Blick gesammelt hast, kannst du mithilfe von kostenlosen Tools prüfen, wie zugänglich deine Website wirklich ist. Diese Tools analysieren deine Seite auf typische Barrieren und geben dir konkrete Hinweise, was verbessert werden sollte.

Die meisten davon lassen sich direkt im Browser nutzen.

Silktide Accessibility Checker (Chrome-Erweiterung)

Der Silktide Accessibility Checker ist eine kostenlose Erweiterung für Google Chrome. Sie ist besonders benutzerfreundlich – auch für Einsteiger:innen – und zeigt dir direkt auf der Seite, welche Elemente barrierefrei sind und wo es hakt.

Was das Tool bietet:

  • Markiert Barrieren direkt auf der Website – visuell hervorgehoben
  • Prüft Farben, Kontraste, Alternativtexte, Struktur und Tastaturzugänglichkeit
  • Gibt leicht verständliche Erklärungen zu jedem gefundenen Problem
  • Bietet praktische Tipps zur Behebung

So nutzt du das Tool:

  • Lade die Erweiterung im Chrome Web Store herunter: Silktide Accessibility Checker
  • Öffne deine Website in Chrome
  • Klicke auf das Erweiterungssymbol von Silktide:
  • An der rechten Seitenleiste erscheint das Sillktide-Menü . Klicke dort auf „Accessibility Checker“
    Ist meine Website barrierefrei? Finde es mit dem Accessibility Checker von Silktide heraus

    Silktide analysiert die Seite und zeigt die Ergebnisse dann in der rechten Seitenleiste an. Du kannst die einzelnen Punkte anklicken, um nähere Informationen dazu zu erhalten.

    Du bist kein Webdesign-Profi und willst es gar nicht werden – keine Sorge, wenn du nicht alle Hinweise verstehst, dann hol dir Unterstützung. Schreib mir eine E-Mail an kerstin@kl-webkonzept.de und ich helfe dir, deine Website barrierefrei zugänglich zu machen. 

    Hinweis: Was Tools nicht erkennen

    Barrierefreiheitstools sind sehr hilfreich – aber sie erkennen nicht alles. Zum Beispiel:

    • Ob ein Alternativtext sinnvoll oder inhaltlich passend ist
    • Ob deine Sprache klar und leicht verständlich ist
    • Ob die Navigation logisch aufgebaut ist

    Sie zeigen Symptome – aber keine vollständige Diagnose. Deshalb lohnt sich immer auch die manuelle Prüfung deiner Inhalte.

    Was du selbst verbessern kannst – ohne Programmieren

    Viele Barrieren auf Websites lassen sich mit einfachen Anpassungen beheben, ganz ohne tiefes technisches Know-how. Gerade als Selbständige:r kannst du bereits mit wenigen Maßnahmen dafür sorgen, dass deine Inhalte für deutlich mehr Menschen zugänglich werden.

    Hier sind die wichtigsten Bereiche, bei denen du direkt ansetzen kannst:

    1. Farbkontraste verbessern

    Ein häufiger Stolperstein sind Texte mit zu geringem Kontrast zum Hintergrund – z. B. hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund. Menschen mit Sehschwächen oder in heller Umgebung können solche Texte kaum erkennen.

    Nutze Tools wie den WebAIM Contrast Checker
    Gib Text- und Hintergrundfarbe ein und prüfe, ob das Kontrastverhältnis den WCAG-Vorgaben entspricht (mind. 4.5:1 bei normalem Text).

    2. Alternativtexte für Bilder einfügen

    Jedes Bild auf deiner Website sollte mit einem sogenannten Alt-Text versehen sein. Dieser beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist – für Screenreader und Suchmaschinen.

    Alt-Texte gehören in jedes CMS (z. B. WordPress) zum Standard – du findest sie meist direkt im Medien-Upload.

    Verzichte auf generische Beschreibungen wie „Bild 1“ oder „Grafik“ – das hilft niemandem.

    3. Schriftgrößen in rem statt px festlegen

    Wenn du mit einem Page Builder wie Elementor arbeitest, kannst du oft wählen, ob du Schriftgrößen in Pixeln (px) oder in skalierbaren Einheiten (rem) definierst.

    Verwende rem statt px – so passen sich die Schriftgrößen besser an Nutzereinstellungen an.
    Beispiel: 1 rem entspricht meist 16 px, 1.25 rem wären ca. 20 px.

    4. Formulare klar beschriften

    Formulare sind oft eine Barriere, wenn sie unbeschriftet oder unverständlich sind. Achte darauf, dass:

    • jedes Eingabefeld eine klare Beschriftung hat
    • Platzhalter nicht die einzige Orientierung sind
    • Fehlermeldungen eindeutig und hilfreich sind

    Beispiel: Statt einer nichtssagenden Fehlermeldung wie „Fehler“ schreibe, was genau man anders eingeben soll, z.B. „Bitte gib deine E-Mail-Adresse im Format name@domain.de ein.“

    5. Fokusführung sichtbar machen

    Beim Navigieren per Tastatur (z. B. mit der Tab-Taste) muss erkennbar sein, welches Element gerade aktiv ist. Das nennt man „Fokusanzeige“.

    Achte darauf, dass Buttons, Links und Eingabefelder beim Tab-Wechsel deutlich sichtbar markiert werden – z. B. mit einem farbigen Rahmen oder Unterstrich.

    Viele moderne Themes blenden das aus – das solltest du korrigieren lassen.

    6. Bewegte Inhalte reduzieren oder steuerbar machen

    Videos, Animationen oder automatisch rotierende Slideshow-Elemente können ablenken oder im schlimmsten Fall sogar gesundheitliche Beschwerden auslösen (z. B. bei Epilepsie).

    Verwende Animationen nur gezielt – und gib Nutzenden die Möglichkeit, sie zu pausieren oder zu überspringen.

    Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Gewinn für die Barrierefreiheit – sie sorgen auch ganz allgemein für mehr Klarheit, bessere Lesbarkeit und ein professionelleres Erscheinungsbild deiner Website. Außerdem verbessern sie die Performance – je weniger Animationen du nutzt, desto besser sind die Ladezeiten. Das wiederum verbessert auch dein SEO. 

    Was du lieber Fachleuten überlassen solltest

    Viele grundlegende Barrieren kannst du selbst beheben – gerade wenn du deine Website mit WordPress und einem Page Builder wie Elementor erstellt hast. Doch es gibt auch Bereiche, in denen es sinnvoll ist, dir professionelle Unterstützung zu holen. Das spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass deine Website dauerhaft zuverlässig funktioniert – technisch, rechtlich und nutzerfreundlich.

    Technisch komplexere Barrieren

    Wenn deine Website bestimmte Funktionen nutzt – wie Buchungssysteme, Online-Shops, interaktive Elemente oder dynamische Inhalte – wird es schnell technisch. Hier ist es wichtig, dass die Barrierefreiheit nicht nur im sichtbaren Bereich, sondern auch im Code umgesetzt ist. Das betrifft zum Beispiel:

    • korrekt strukturierte HTML-Elemente
    • barrierefreie Formularfelder mit ARIA-Labels
    • Tastaturnavigation in eingebetteten Komponenten oder Widgets

    Diese Dinge lassen sich nur mit tieferem Verständnis von Webentwicklung umsetzen und sollten geprüft werden.

    Anpassung von Themes und Plugins

    Viele WordPress-Themes sind optisch ansprechend, aber nicht barrierefrei – zum Beispiel, weil sie keine sichtbare Fokusanzeige haben oder Buttons zu wenig Kontrast bieten. Auch manche Plugins (z. B. Cookie-Banner oder Newsletter-Formulare) bringen Barrieren mit, die sich nicht ohne Weiteres beheben lassen.

    Hier lohnt sich der Blick von außen – idealerweise mit einem technischen Barrierefreiheits-Check.

    Prüfung auf WCAG- oder BFSG-Konformität

    Wenn du sicherstellen möchtest, dass deine Website den gesetzlichen Vorgaben entspricht (z. B. nach WCAG 2.1, Stufe AA oder im Hinblick auf das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz – siehe hierzu auch Teil 1 meiner Blogartikel-Serie über barrierefreie Websites), kommst du um eine professionelle Prüfung nicht herum. Diese geht weit über das hinaus, was Tools anzeigen – und berücksichtigt zum Beispiel auch:

    • sprachliche Verständlichkeit
    • Bedienbarkeit mit Hilfstechnologien
    • alternative Zugriffswege

    Wenn du dir Unterstützung wünschst

    Du musst das Thema nicht allein angehen. Ich unterstütze dich gern – zum Beispiel mit:

    • einem praxisnahen Website-Check
    • konkreten Empfehlungen zur Optimierung
    • der Umsetzung von barrierefreien Anpassungen in WordPress und Elementor

    Du brauchst Unterstützung?
    Ich helfe dir bei einem barrierefreien Website-Check, gebe konkrete Tipps oder übernehme die Umsetzung in WordPress und Elementor.
    📩 Schreib mir eine E-Mail: kerstin@kl-webkonzept.de

    Fazit: Barrierefreiheit beginnt mit einem Perspektivwechsel

    „Ist meine Website barrierefrei?“ – diese Frage lässt sich nicht mit einem einzigen Klick beantworten. Aber mit einem bewussten Blick auf deine Website und den richtigen Tools kannst du viele Barrieren erkennen und erste Maßnahmen direkt selbst umsetzen. Oft sind es kleine Dinge, die eine große Wirkung haben: ein besserer Farbkontrast, verständliche Alt-Texte oder klar strukturierte Formulare.

    Barrierefreiheit ist kein Zustand, den man einmal erreicht – sie ist ein Prozess. Je früher du dich damit beschäftigst, desto besser wird die Nutzererfahrung für alle – und desto zukunftssicherer ist dein Webauftritt.

    Wenn du nicht weiterkommst oder einfach einen Blick von außen brauchst: Hol dir Unterstützung. Du musst das nicht allein schaffen.

    FAQ – Häufige Fragen zur Prüfung der Barrierefreiheit

    Reicht es, wenn ich die Barrierefreiheit einmal prüfe?

    Nein. Websites verändern sich ständig – durch neue Inhalte, Designanpassungen oder technische Updates. Deshalb solltest du deine Website regelmäßig prüfen, vor allem nach größeren Änderungen.

    Wie zuverlässig sind Barrierefreiheitstools?

    Automatisierte Tools wie WAVE oder Silktide sind ein guter Anfang. Sie erkennen viele typische Probleme – vor allem im Code. Aber sie ersetzen keine vollständige Prüfung, weil sie zum Beispiel keine Aussage über Sprachverständlichkeit oder logische Navigation treffen können.

    Gilt Barrierefreiheit auch für die mobile Version meiner Website?

    Ja – unbedingt. Gerade auf dem Smartphone sind viele Nutzer:innen auf klare Strukturen, ausreichende Schriftgrößen und gut erreichbare Bedienelemente angewiesen. Auch mobile Ansichten müssen barrierefrei sein.

    Was ist, wenn ich ein fertiges WordPress-Theme nutze?

    Viele Themes sehen gut aus, sind aber technisch nicht barrierefrei – zum Beispiel durch fehlende Tastaturnavigation oder schlecht lesbare Kontraste. Prüfe dein Theme mit Tools wie WAVE oder Silktide – oder lass es professionell testen, wenn du unsicher bist.

    Quellen

    Aktion Mensch. (o. J.). Barrierefreie Website – gesetzliche Pflichten nach dem BFSG. Abgerufen am 19. April 2025 von https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website/gesetzliche-pflichten

    bfsg-gesetz.de. (o. J.). Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz einfach erklärt. Abgerufen am 19. April 2025 von https://bfsg-gesetz.de/

    Bundesrepublik Deutschland. (2021). Gesetz zur Stärkung der Barrierefreiheit (BFSG). BGBl. I S. 2746. Abgerufen von https://www.gesetze-im-internet.de/bfsg/

    Europäische Union. (2019). Richtlinie (EU) 2019/882 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen. Amtsblatt der Europäischen Union, L 151/70. Abgerufen von https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32019L0882

    TPGi. (o. J.). Color Contrast Analyzer. Abgerufen am 19. April 2025 von https://www.tpgi.com/color-contrast-checker/

    W3C – World Wide Web Consortium. (2018). Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Abgerufen von https://www.w3.org/WAI/standards-guidelines/wcag/

    WebAIM. (o. J.). Contrast Checker. Abgerufen am 19. April 2025 von https://webaim.org/resources/contrastchecker/

    Silktide Ltd. (o. J.). Silktide Accessibility Checker. Chrome Web Store. Abgerufen am 19. April 2025 von https://chrome.google.com/webstore/detail/silktide-accessibility-check/jiomokfgdglbckikjbgndofclbdgfmii

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